BARF – Entwicklung und Geschichte der Rohfütterung bei Katzen

Liebe Leserinnen und Leser,

bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts begannen Futtermittelfirmen sich mit der Herstellung von Hundeknochen und Hundefutter in Dosen zu beschäftigen. Ehe in den 1960er-Jahren die industrielle Herstellung der Tiernahrung ihren endgültigen Siegeszug antrat war es in Haushalten mit Hunden üblich, dass diese häufig mit Tischabfällen, Nudeln, Reis und Kartoffeln und Resten aus der Fleischverarbeitung vom Metzger (Knochen, Pansen, Sehnen, Knorpel und sonstige Innereien) ernährt wurden. Katzen hingegen wurden meist auf Bauernhöfen gehalten um der Mäuseplage Herr zu werden. Ein Bild, das sich mancherorts bis heute erhalten hat, ist die Milchschüssel im Hof, die nach dem Melken für die Katzen gefüllt wurden. Ansonsten ernährten sie sich von ihren Beutetieren. 

Mit zunehmender Veränderung unserer gesellschaftlichen Strukturen haben auch Hunde und Katzen Einzug in unsere Haushalte gehalten. Heute leben nach neuesten Studien etwa 16,7 Millionen (!) Katzen in deutschen Haushalten und nicht selten nehmen sie den Stellenwert eines Familienmitgliedes ein. Entsprechend ist auch das Anliegen der Besitzer, ihren Tieren eine gute Ernährung zu ermöglichen. 

Bis etwa Mitte des 20. Jahrhunderts war die Katzenernährung größtenteils uninteressant. Im 19. Jahrhundert fanden sich jedoch schon Hinweise zur Ernährung der Katze, die aber eher auf Erfahrungen beruhten. Zu dieser Zeit war der „Cats Meat Man“ in den Städten Englands ein ganz alltäglicher Anblick, er verkaufte Fleisch aus den Abdeckereien – vorwiegend Pferdefleisch – das nicht für den menschlichen Verzehr geeignet war, als Katzenfutter. Anfang des 20. Jahrhunderts nahm dann das Interesse an der Katzennahrung zu. Lange Zeit galt Milch als Hauptnahrungsmittel für Katzen. Nach dem 2. Weltkrieg wurden die Ernährungsbedürfnisse der Katze denen von kleinen Hunden gleichgestellt, ohne auf die besonderen Bedürfnisse der Carnivoren einzugehen. 

In den 60er und 70er – Jahren wurden dann die ernährungsphysiologischen Bedürfnisse der Katzen mehr und mehr in den Fokus gerückt, die Katzen wurden als Liebhabertiere vollständig vom Menschen ernährt, Mitte des 20. Jahrhunderts gingen immer mehr Tierhalter dazu über, von der bis dahin üblichen Fütterungspraxis zur Fütterung mit

industriell hergestelltem Futter überzugehen.  Die Futtermittelindustrie erlebte einen bis heute anhaltenden Boom. Die Werbung versprach und verspricht bis heute, dass unsere Tiere mit diesem Futter nur das Allerbeste bekommen. Vollwertig und gesund, mit viel frischem Fleisch – so die Werbung - und eine bis heute nie dagewesene Auswahl an unterschiedlichsten Produkten machen es dem Verbraucher schwer etwas anderes zu glauben, als dass dieses Futter die einzige und richtige Alternative ist. 

Tatsächlich ist es aber so, dass die Folgen dieser Ernährung schon nach wenigen Jahrzehnten dazu führten, dass die Tiere an verschiedenen chronischen Zivilisationskrankheiten litten wie Bluthochdruck, Diabetes, Allergien oder Übergewicht. Gerade bei Katzen stehen auch Nierenerkrankungen und Schilddrüsenfunktionsstörungen an vorderster Stelle der Folgeerkrankungen durch langjährige Ernährung mit industriell gefertigtem Futter. 

Eine der ersten, die industriell gefertigtes Futter als Gefahr ansah, war Juliette de Bairacli-Levi, Sie hat auch den australischen Tierarzt Ian Billinghurst (Erfinder des BARF-Konzeptes) dazu gebracht, sich mehr mit natürlicher Ernährung zu beschäftigten. Er veröffentlichte 1993 das Buch „Give your dog a bone“. Es basiert auf dem Konzept, dass eine natürliche Rohfütterung das Beste für die Gesundheit des Hundes ist. 

2006 hat die Kanadierin Debbie Tripp den Begriff „BARF“ verwendet, um sowohl Hundebesitzer, die ihren Hund nach dieser Methode ernähren, als auch das Futter selbst so zu bezeichnen. In den folgenden Jahren machte der Begriff einen Bedeutungswandel durch. Zunächst stand er für „Born-Again Raw Feeders“ (wiedergeborene Rohfütterer), dann für „Bones And Raw Food“ (Knochen und rohes Futter) oder auch Biologically Appropriate Raw Food (Biologisch angemessenes rohes Futter). Eingedeutscht wurde es mit der Übersetzung „Biologisch Artgerechtes Rohes Futter“.

Bereits 2008 kam das erste Buch zur natürlichen Rohfütterung der Katze auf den Markt Diese Ernährungsform erfreut sich seither einer zunehmend größer werdenden Nachfrage durch die Katzenbesitzer. 2015 veröffentlichte Petra von Quillfeldt das erste BARF-Buch für Anfänger (Katzen BARFen, erschienen im Verlag Oertel & Spörer), das es dem Einsteiger ins Thema anhand der verständlichen Erklärungen und Rezepte im Buch ermöglicht, leicht auch selbst erste Rohfleisch-Mahlzeiten für  seine Katze zuzubereiten. 

Im Gegensatz zum Hund ist die Katze ein reiner Carnivor (Fleischfresser) geblieben, ernährt sich also natürlicherweise ausschließlich von Fleisch mit sehr wenig vorfermentierten pflanzlichen Bestandteilen aus dem Verdauungstrakt der Beutetiere.

BARF für Katzen ist eine Ernährungsform, bei der versucht wird, die natürliche Nahrung der Katze so weit wie möglich mit rohem Fleisch, rohen pflanzlichen Bestandteilen und möglichst natürlichen Zutaten „nachzubauen“, um eine vollwertige und gesunde Ernährung zu gewährleisten. Immer mehr Katzenhalter stellen das Futter ihrer Tiere erfolgreich um auf diese Art der Ernährung.

Im deutschen Sprachgebrauch wird BARF für synonym für sämtliche Formen der Rohfütterung verwendet.

Allen BARF-Methoden ist jedoch gemeinsam, dass es sich um Futter handelt, das aus rohen tierischen Bestandteilen hergestellt wird.

Bis zum nächsten Beitrag - Ihre Petra von Quillfeldt

P.S. Sollten Sie Themen haben, die Ihnen wichtig sind, dann lassen Sie es mich gerne wissen, ich werde es in einem meiner nächsten Beiträge aufnehmen und darüber schreiben. 

 


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